Freitag, April 17, 2009

And now for something completely different...

Heute ging mir beim Surfen ein Gedanke durch den Kopf: Wer garantiert mir eigentlich, dass ich die Möglichkeit habe mich auf beliebigen Seiten im Internet zu informieren?

Angenommen mein Provider will mir den Zugriff auf bestimmte Webseiten sperren - sagen wir: er will nicht, dass ich mich über alternative Tarife bei einem Konkurrenten informiere. Welche Möglichkeiten hat er mich zu blockieren und welche Möglichkeiten habe ich eine derartige Blockade zu umgehen?

Nun, er könnte beispielsweise auf die Idee verfallen, eine sogenannte DNS Sperre einzurichten - also sobald ich eine URL in meinem Browser eingebe oder auf einen Link klicke, den Aufruf dieser Seite zu blockieren. Nun hat ein persönlicher Bekannter von mir hierbei schon einmal festgestellt, dass eine derartige Methode nicht sonderlich intelligent ist. Das Problem dabei: die DNS Sperre blockiert nur den Namen, nicht die Adresse - würde die Seite von Arcor gesperrt, so könnte ich zwar nicht mehr durch Eingabe von www.arcor.de im Adressfeld auf die Seite gelangen, 151.189.21.100 an der selben Stelle würde aber weiterhin problemlos funktionieren. Wenn ich Glück habe und mein Provider selten dämlich ist, leitet er mich statt auf die eigentliche Seite auf eine Seite, die (zum Beispiel mit einem "STOPP"-Schild) anzeigt, dass die eben aufgerufene Adresse gesperrt ist, wodurch ich erstens sofort weiß, dass eben eine Sperrung vorgenommen wurde und zweitens vermuten kann, dass hinter dieser Adresse möglicherweise ein interessantes Gegenangebot eines anderen Internetproviders steckt.

Ich will mir natürlich nicht für alle interessanten Seiten im Internet komplizierte IP-Adressen merken. Zum Glück muss ich das aber auch gar nicht. Solange nur wenige Adressen gesperrt sind, würde es mir reichen, die IP-Adresse anderweitig zu erfahren und dann manuell in meine lokale hosts-Datei einzutragen. Sollte dies aufgrund der Zahl der gesperrten Seiten zu aufwendig werden oder kann ich die IP-Adresse nicht direkt in Erfahrung bringen, so habe ich auch die Möglichkeit einen alternativen DNS-Server einzutragen. Zum Glück gibt es diesbezüglich bereits reichlich Informationen inklusive Anleitung im Internet. Selbst für einen technisch überaus unbedarften Benutzer sollte sich der Zeitaufwand zum Einrichten eines alternativen DNS-Servers unterhalb von zehn Minuten bewegen.

Was nun, wenn aber der Provider nicht nur die Adresse sondern auch den Inhalt der Seite sperrt? Er könnte beispielsweise den Text einer Seite auf verdächtige Angebote scannen und unerwünschten Text in seinem Sinne verändern. Aber auch hier gilt: Obwohl der technische Aufwand seitens des Providers immens wäre, könnte selbst ein unterdurchschnittlich versierter Benutzer innerhalb von zehn Minuten lernen eine derartige Sperre zu umgehen. Alles was er tun muss, ist, die entsprechende Adresse - also www.arcor.de - statt im Adressfeld eines Browsers im Suchfeld eines per HTTPS/SSL gesicherten Web Proxies einzugeben. Die Seite baut sich etwas langsamer auf, aber die Sperre ist umgangen. Zum Glück gibt es auch hier bereits reichlich entsprechende Angebote im Netz.

Es scheint also keine Sperrmöglichkeit für meinen Provider zu geben. Letzendlich eigentlich auch nicht verwunderlich - schafft es doch selbst ein Staat wie China, trotz eines Willkürregimes sondergleichen, nicht die eigenen Bürger wirksam an der Informationsbeschaffung im Internet zu hindern.

Bleibt dem Provider noch mir das gesamte Internet zu sperren. Aber damit würde er ja letztendlich nur sich selbst torpedieren :)




PS: Kinderpornographie ist schlimm. Aber die von Frau von der Leyen vorgeschlagenen Sperren retten kein einziges Kind.

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